27 Sep 2021

Verleihung von Ehrendoktorwürden an Christian Drosten, Gerd Sutter und Lothar H. Wieler

TiHo ehrt Verdienste um den One-Health-Ansatz und Engagement während der Corona-Pandemie.

Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ehrte Professor Dr. Christian Drosten, Professor Dr. Gerd Sutter und Professor Dr. Lothar H. Wieler am heutigen Montag jeweils mit der Verleihung eines Doctor honoris causa, weil sie sich in ihrem bisherigen Wirken und ganz besonders während der Corona-Pandemie um die ganzheitliche wissenschaftliche Betrachtung der Gesundheit von Menschen und Tieren verdient gemacht haben. Der Senat der TiHo hatte die Verleihung der Ehrendoktortitel im Juli beschlossen. Heute fand die festliche Überreichung statt. TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif sagte: „Die Corona-Pandemie hat uns schmerzlich gezeigt, wie schwer uns ein neuer Infektionserreger treffen kann. Geschätzt können zwei Drittel aller Erreger zwischen Menschen und Tieren übertragen werden. Die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie die Umwelt sind also eng miteinander verbunden. Es ist nur logisch, dass Human- und Tiermedizin dem One-Health-Ansatz folgen und eng zusammenarbeiten, um Infektionserreger und die Krankheiten, die sie verursachen, zu erforschen.“

One Health steht für die enge Verbindung der Gesundheit von Menschen, Tieren sowie der Umwelt. Zwei Aspekte, die der One-Health-Gedanke umfasst, sind beispielsweise Antibiotikaresistenzen und Infektionskrankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Mit den Ehrungen unterstreicht die TiHo die Bedeutung des One-Health-Ansatzes, der einen Schwerpunkt der Forschungsarbeiten der TiHo bildet.

Professor Dr. Christian Drosten
Professor Dr. Christian Drosten sagte: „One Health steht auch für die Einhelligkeit der Expertise in der Pandemieforschung.“ Die Ehrendoktorwürde der TiHo erhält er für seine herausragende Forschung auf dem Gebiet der RNA- und Corona-Viren, seinen großen Beitrag zur One-Health-Thematik sowie für seine wichtige und wertvolle Aufklärungsleistung während der Pandemie. Drosten arbeitet eng mit Forschenden anderer Disziplinen zusammen. Während der Pandemie öffnete er zudem den Blick in die Wissenschaft. Mit seinen allgemeinverständlichen Erläuterungen virologischer und epidemiologischer Sachverhalte in unterschiedlichen Medien zeigte er, was die Wissenschaft weiß, wie sie funktioniert und mit welchen Methoden die Wissenschaft arbeitet. Professor Dr. Ab Osterhaus, Research Center for Emerging Infections and Zoonoses der TiHo, hielt die Laudatio für Drosten. Er sagte: „Professor Christian Drosten hat während der COVID-19-Pandemie kontinuierlich über aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen und seine eigenen Forschungen zu SARS-CoV-2 und COVID-19 informiert. Dies hat wesentlich zum öffentlichen Verständnis und zur Akzeptanz der notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung der Krankheitslast und der Sterblichkeit durch COVID-19 in Deutschland beigetragen. Als Mediziner arbeitet er in interdisziplinären Kooperationen an neu auftretenden Viren aus der Tierwelt, die eine Gefahr für den Menschen darstellen. Seine Forschungen zur Herkunft dieser Viren, zur Entwicklung von Schnelldiagnostikverfahren sowie zur Entwicklung und Evaluation von Interventionsmethoden sind führend und von entscheidender Bedeutung im Kampf gegen neue Epidemien und die derzeitige Pandemie.“

Drosten leitet das Institut für Virologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie das Nationale Konsiliarlaboratorium für Coronaviren. Er studierte Humanmedizin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er auch promovierte. Drosten ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Bevor er dem Ruf an die Charité nach Berlin folgte, war er an verschiedenen Positionen am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg tätig und leitete für zehn Jahre das Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Drosten ist Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse.

Professor Dr. Gerd Sutter
Professor Dr. Gerd Sutter erhält die Ehrendoktorwürde für seine herausragende Forschung auf dem Gebiet neu auftretender Zoonoseerreger und Infektionskrankheiten sowie für sein Engagement für den One-Health-Gedanken. Er sagte: „Die Auszeichnung ist für mich als Mitglied der Tierärztlichen Fakultät eine große Ehre und Freude. Die Forschung zu schützender Immunität muss zwischen Tiergesundheit und Humanmedizin sehr gut vernetzt sein. Denn nur so können wir globalen Gefahren durch neuauftretende Infektionen noch wirksamer entgegentreten.“ Sutter ist Tierarzt und widmet sich besonders der angewandten Infektionsforschung. Er sucht nach neuartigen Virusimpfstoffen für Prophylaxe und Therapie und konnte bereits mehrere Impfstoffkandidaten soweit entwickeln, dass sie für klinische Studien zugelassen wurden. Dabei nutzt er das Modifizierte Vacciniavirus Ankara (MVA), ein harmloses Pockenvirus, das bereits seit Jahrzehnten zu Impfzwecken verwendet wird und als Vektor mit der Information verschiedener Erreger bestückt werden kann, um als Impfstoff zu fungieren. Auf diese Weise entwickelte er beispielsweise einen Impfstoff gegen das Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV), das von Kamelen übertragen wird, und einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2, der sich derzeit in der klinischen Prüfung befindet. Professor Dr. Volker Moennig, ehemaliger Leiter des Instituts für Virologie der TiHo, sagte in seiner Laudatio: „Gerd Sutter fühlt sich zutiefst dem One Health-Gedanken verpflichtet. Influenza-, Paramyxo- und Coronaviren sind nur wenige der vielen tierischen Krankheitserreger, die auf den Menschen übertragen werden können und die im schlimmsten Fall eine Pandemie verursachen können. Gerd Sutter hat an Impfstoffen gegen HIV, Masern, aviärer Influenza, West Nil, dem MERS- und dem SARS-Coronavirus-2 gearbeitet. Seine große Erfahrung und seine exzellente Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen weltweit sorgen dafür, dass wir auch in Zukunft viel von ihm erwarten können.“

Sutter studierte und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Während seiner Postdoc-Zeit arbeitete er im Laboratory of Viral Diseases an den National Institutes of Health in den USA. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland übernahm er die Leitung einer Forschungsgruppe im Institut für Virologie am Helmholtz Zentrum München. Er ist Fachtierarzt für Mikrobiologie und Virologie und habilitierte sich im Fach Virologie in München. Bevor er seine jetzige Professur für Virologie am Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen an der LMU antrat, leitete er die Abteilung Virologie am Paul-Ehrlich-Institut.

Professor Dr. Dr. h. c. Lothar H. Wieler
Professor Dr. Dr. h. c. Lothar H. Wieler erhält die Ehrendoktorwürde für seinen herausragenden wissenschaftlichen Beitrag in der Zoonosenforschung und für die One-Health-Thematik sowie für seine Rolle in der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie. Er sagte: „Die großen gesundheitlichen Herausforderungen können wir nur interdisziplinär meistern. Bislang fokussiert die One-Health-Forschung fast ausschließlich auf Zoonosen, aber auch viele nicht-infektiöse zum Beispiel ernährungsbedingte, Herz-Kreislauf- oder psychosoziale Erkrankungen sind auch zum Beispiel im Hinblick auf den Klimawandel einzubeziehen.“ Wieler ist Tierarzt und Präsident des Robert Koch-Instituts in Berlin. In dieser Funktion berät er die Bundesregierung und informiert regelmäßig über den Sachstand der Pandemie in Deutschland. Die TiHo würdigt mit der Verleihung des Ehrendoktortitels ganz besonders seine Rolle während der Pandemie, in der er ruhig, souverän und faktenbasiert die Öffentlichkeit informierte. Professor. Dr. Wolfgang Baumgärtner, Institut für Pathologie der TiHo, sagte in seiner Laudation: „Professor Wieler verfolgt in seiner ganzen Karriere konsequent den One-Health-Ansatz – als Forscher wie auch noch als wissenschaftlich tätiger Präsident des Robert-Koch-Instituts. Er hat der ganzheitlichen Betrachtung der Gesundheit von Menschen und Tieren in Deutschland eine neue Bedeutung gegeben und die Tiermedizin in der Infektionsforschung extrem gestärkt.“

Wieler studierte Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin und an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre promoviert wurde. Seine Habilitation legte er an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Fach Infektionskrankheiten und Hygiene der Tiere ab. Lothar H. Wieler ist Fachtierarzt für Mikrobiologie und war Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre an der Freien Universität Berlin. In seiner Forschung konzentriert sich Wieler auf Fragestellungen, die gleichermaßen die Gesundheit von Menschen und Tieren betreffen und legt einen Schwerpunkt auf zoonotische bakterielle Erkrankungen sowie Antibiotikaresistenzen.

Quelle: TiHo

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