05 Mai 2015

TBI = Thomas Blaha Inspiration

Am 29. April wurde Prof. Dr. Thomas Blaha, langjähriger Leiter der TiHo-Außenstelle für Epidemiologie,
offiziell verabschiedet. Ihm zu Ehren organisierte die Hochschule ein wissenschaftliches Symposium und lud dazu Referenten aus dem In- und Ausland ein.

Die Vorträge spiegelten das breite Themenspektrum wider, dem sich Thomas Blaha in den vergangenen Jahren gewidmet hat und, wie Dr. Martin Hartmann in seiner Laudatio treffend bemerkte, hätte der Geehrte zu sämtlichen Themen durchaus auch selbst vortragen können.

Aber Freunde, Weggefährten und auch seine Doktoranden ließen es sich nicht nehmen, zurück und voraus zu schauen, auf altbekannte Probleme und neue Herausforderungen.

Dr. John Fetrow (St. Paul, USA) fragte: Quo vadis food animal practice. Über intensive Schweineproduktion unter besonderer Berücksichtigung von Tiergesundheit und Biosicherheit sprach Prof. Dominiek Maes (Ghent). Dr. Josef Köfer war aus Graz gekommen und schilderte, wie sich modernes tierärztliches Tiergesundheitsmanagement weiterentwickelt hat, von der schlichten Auswertung der Sauen- und Mastplaner, zu integrierter Bestandsbetreuung und Gesundheits-Monitoring.

Dr. Verena Gotter widmete sich dem „Dauerbrenner“ Salmonellenbekämpfung, Dr. Vitus Buntenkötter den „laMRSA“ und ihrer Bedeutung für Veterinär- und Humanmedizin. Dr. Silvia Heesen, Amtstierärztin aus Kleve, sprach über den Weg vom Zollstock-Tierschutz zu tierbezogenen Tierschutzindikatoren, Teresa Visse über evidenzbasierte Antibiotikareduzierung im Schweinestall und, last but not least, Prof. Diana Meemken über risikoorientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung.

Weil er in seinem Vortrag viele Themen seiner Co-Referenten ansprach oder zumindest streifte und vor allem, weil er ebenso bemerkenswerte wie schwierige Fragen stellte, sei auf John Fetrow näher eingegangen.

Vor dem Hintergrund, dass ein Teil der Menschheit Angst vor Hunger, ein anderer dagegen Angst vor gefährlichen Lebensmitteln habe, brauche die Veterinärmedizin (und nicht nur sie) eine Vision für den Weg „from farm to fork“. Hierzu empfiehlt John Fetrow „vom Verbraucher rückwärts zu denken“, so wie es Thomas Blaha in den zurückliegenden Jahren immer wieder empfohlen und vorgemacht habe.

Dies werfe aber unweigerlich Fragen auf wie: Wieviel Tierwohl ist genug? Wie weit ist Antibiotika-Reduktion vernünftig? Wie geht man um mit dem Zielkonflikt zwischen Welthunger und Klimaschutz?

In Zukunft, so Fetrow, hätten wir es mit „wicked problems“ oder gar „bösartigen Problemen“ zu tun, deren bestmögliche Lösung keineswegs alle Ansprüche befriedigen kann und durch eine Verbesserung auf einer Seite, Probleme an anderer Stelle verschärft. Beispielhaft hierfür die Nahrungsproduktion durch Veredelung in der Milchviehhaltung vs. Methan-Emission und Klimaschutz.

Im Zusammenhang mit solch „bösartigen Problemen“ zitierte der Amerikaner seinen Landsmann Bill Gates: „Are the brightest minds working on the most important problems?“ Und so war eine Frage die „take home message“ dieser rundum gelungenen Veranstaltung.

PS: Da jeder der Thomas Blaha kennt weiß, dass seine „Verabschiedung“ nur der Start ins nächste Produktivitäts-Stadium sein kann, müssen wir auf diesen schlauen Kopf in Zukunft glücklicherweise nicht verzichten!

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