Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und des Friedrich-Loeffler-Instituts haben die Zusammenhänge zwischen chronischen, unspezifischen Krankheitsfällen bei Milchkühen und Clostridium botulinum untersucht. Ihre Ergebnisse stellten sie im September 2014 auf einer Tagung in Hannover vor. Jetzt haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Nachgang zu dem Projekt eine Liste der häufigsten Fragen erarbeitet und sie im Internet veröffentlicht. Hier können Sie sich die FAQ-Liste ansehen.
In den vergangenen Jahren wurde vermehrt über chronisch erkrankte Milchkühe berichtet. Die betroffenen Tiere zeigten einen schleichenden Verfall, aber ein nicht eindeutig definierbares Krankheitsbild. Zu den genannten Symptomen zählen beispielsweise eine herabgesetzte Milchproduktion, Euterentzündungen, Abmagerung, Verdauungsstörungen, aufgekrümmter Rücken, Lahmheiten mit vermehrtem Auftreten von Klauenrehe und Klauengeschwüren sowie Lähmungen bis hin zum Festliegen. Da bei einigen befallenen Tieren der Erreger Clostridium botulinum oder seine Toxine nachgewiesen wurde, vermuteten Wissenschaftler einen Zusammenhang. Unter der Leitung von Professorin Dr. Martina Hoedemaker, Direktorin der Klinik für Rinder der TiHo, ermittelten sie in 139 Milchviehbetrieben den C.-botulinum-Status. Hierzu verglichen sie verdächtige und unverdächtige Herden auf das Vorkommen des Bakteriums und auf andere mögliche Krankheitsursachen. Das Ergebnis der Studie widerspricht den bisherigen Vermuten: Die Wissenschaftler konnten keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Clostridium botulinum und einem chronischen Krankheitsgeschehen auf Milchviehbetrieben oder bei einzelnen Tieren bestätigen. Das deutet daraufhin, dass C. botulinum nicht der wesentliche Hauptverursacher des chronischen Krankheitsgeschehens ist.
Das Bakterium C. botulinum bildet Toxine, die zu den stärksten Nervengiften zählen. Das durch die Toxine hervorgerufene Krankheitsbild des klassischen Botulismus ist bei Menschen und Tieren seit langem bekannt. Die typischen Symptome – schwankender Gang bis hin zum Festliegen, Schwanz- und Zungenlähmung – werden durch Muskellähmungen hervorgerufen. Im Gegensatz dazu, ist der postulierte „viszerale Botulismus“ aufgrund eines fehlenden wissenschaftlichen Nachweises bisher als Krankheitsbild nicht anerkannt.