Schließlich schlägt die Diskussion um „Massentierhaltung“ hohe Wellen. Landwirtschaftliche Betriebe mit größeren Tierzahlen werden häufig als „an sich schlecht“ dargestellt. Das Gegenteil und Idealbild ist dann der kleinbäuerliche Familienbetrieb.
Mal abgesehen von den Nachwuchssorgen gerade der Kleinbauern (für 2/3 der über 45-jährigen Betriebsleiter ist kein Nachfolger in Sicht), ist diese Art Schwarz/Weiß-Malerei unlogisch. So wie nicht alle Opelfahrer Hut tragen, sind auch nicht alle Kleinbauern besseren Tierhalter. Es ist nur logisch, dass es gute große, gute kleine und schlechte große und schlechte kleine Betriebe gibt.
Es gibt den hessischen Milchbauern, der nur mit Frau und Sohn den Hof bewirtschaftet, alle seine 300 Kühe (das sind drei Mal so viele wie im deutschen Durchschnittsbetrieb) mit Nummer, Namen und Krankengeschichte kennt. Und dessen Herde eine durchschnittliche Milchleistung von fast 10.000 Kilo hat. Das wäre dann ein Kleinbauer mit Massentierhaltung.
Ebenso gibt es den 2-Personen-Ferkelerzeuger mit Grünlandbewirtschaftung, dem schlicht die Zeit für die stündliche Kontrolle der neugeborenen Ferkel fehlt. Und der deshalb überdurchschnittliche Verluste hinnehmen muss.
Man könnte anhand dieses Beispiels auch fragen: Ist es nicht im Großbetrieb einfacher eine Ferkelwache zu organisieren oder Kälber „rund um die Uhr“ zu betreuen, als im Kleinbetrieb, dem schlicht die Manpower fehlt?
Dr. Sophia Kluthe reichte 2013 an der TiHo Hannover ihre Doktorarbeit ein. Dort schreibt sie: Der Vergleich von 100 Betrieben zeigt, dass größere Schweinebetriebe oft im Hygiene- und Gesundheitsmanagement besser sind. Und Betriebe mit über 700 Mast- oder über 150 Sauenplätzen in Bezug auf Seuchenprophylaxe und Tiergesundheit besser abschneiden, als kleinere Betriebe.
Warum sollten die größeren Betriebe dann in anderer Hinsicht automatisch schlechter sein als die kleineren?