30 Sep 2018

Das Ende der betäubungslosen Ferkelkastration kommt. Ob früher oder doch noch etwas später, ist eigentlich  egal. Beschlossen ist das Ende auf jeden Fall und dass innerhalb der nächsten ein, zwei Jahre eine Methode entwickelt wird, die a) Tierhalter anwenden können und b) der Forderung nach „Schmerzausschaltung“ genügt, ist eher fraglich. Bedenkt man den Anästhesie-Aufwand bei Kleintieroperationen, wird dies deutlich.

Ein Unternehmer aber fragt sich ja immer: wie lässt sich die Geschichte ins Positive drehen?

Verändern sich die Anforderungen des Marktes, kann der Einzelne reagieren, mit Direktvermarktung z. B., wenn Regionalität gefordert wird. ei der Ferkelkastration allerdings ist die gesamte Branche gefordert, wenn massenhafter Ausstieg nicht Realität werden soll. Benjamin Steeb, Geschäftsführer der Lidl Stiftung, hat auf dem Veredelungstag kürzlich den Lösungsweg beschrieben: „deutsche Produkte mit Mehrwerten ausstatten“.

Für den Verbraucher müssen Vorteile erkennbar sein, wenn er Schweinefleisch aus deutscher Produktion kaufen soll. Die schmerzlose Kastration männlicher Ferkel kann, als Tierschutz-Maßnahme, ein solches Plus gegenüber Importware sein. Genau wie die Initiative Tierwohl (ITW).

Lidl sieht für sein Fleischangebot zukünftig vier Stufen: 1 – gesetzlicher Standard, 2 – ITW, 3 – das hauseigene Label-Programm und 4 – Bio. Mittelfristig soll jedoch die zweite Stufe Standard werden und die ITW zur zentralen Platt- form. Bemerkenswert ist hierbei, dass ja bereits die erste Stufe „gesetzlicher Standard“ automatisch auch bedeuten muss „schmerzfrei kastriert“. Denn nur vom deutschen Gesetz kann hier ja wohl die Rede sein.

Daraus ergibt sich zweierlei: jeder Erzeuger muss ins Programm der Initiative Tierwohl aufgenommen werden, wenn er die entsprechenden Bedingungen erfüllt und die Zahlungen des Lebensmitteleinzelhandels müssen entsprechend erhöht werden. Wenn nun auch noch QS die schonende Ferkelkastration in den Kriterienkatalog aufnähme, wäre jedem  Verbraucher vermittelbar, dass er beim Kauf von deutschem Schweinefleisch aktiv etwas für den Tierschutz tut.

Auf diesem Weg wären dann auch die nächsten Herausforderungen „Kastenstand“ und „Kupierverzicht“ zu stemmen. Kostenführerschaft werden wir in Deutschland kaum je erreichen. Aber Tierschutz kann sich die Branche auf die Fahne schreiben und sie zum Qualitätsmerkmal für deutsches Fleisch machen.

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