Wenn es ums Tierwohl geht, geht’s immer auch um Geld. Mehr Platz, Stroh-Spender und Beschäftigungsmaterial bedeuten höheren finanziellen Aufwand, geringere Besatzdichte im Schweinestall heißt automatisch geringere Einnahmen für den Landwirt. All das muss am Ende auch bezahlt werden – wird es aber nicht!
Hier kommt die berühmt-berüchtigte „citizen-consumer-gap“ ins Spiel. Die Mehrheit der Bürger fordert Weidengang für Kühe, Spielzeug für Schweine und Frischluft fürs Federvieh. Die Mehrheit der Konsumenten kauft Sonderangebote aus der Tiefkühl-Theke. Aber die Mitglieder beider Gruppen sind identisch – wie kann das sein?
Weil niemand 24 Stunden am Tag sämtliche Folgen seines Tuns bedenkt und keiner den ganzen Tag sein Gehirn auf 100% Leistung laufen lässt (wäre es anders, müssten wir ja auch ganz ohne SAT1 und RTL2 auskommen).
Ein krasses Beispiel – das auf keinen Fall als Vergleich zu verstehen ist – wäre Kinderarbeit. Viele greifen freudig zu, wenn vier T-Shirts für 20 Euro zu haben sind: „Super, ich nehme gleich acht – für den Urlaub!“ Hier käme aber niemand auf den Gedanken, den gedankenlosen Schnäppchenjägern zu unterstellen, sie wollte damit die Kinderarbeit aktiv unterstützen.
Deswegen hat die Idee aus dem WBA-Gutachten auch so viel Charme, das nötige Geld nicht an der Fleischtheke einzufordern. Der Bürger freut sich über mehr Tierwohl, der Verbraucher kann das billigste Angebot wählen (das eben jetzt ein wenig teurer ist als zuvor) und der Steuerzahler zahlt dafür. Und so werden wir eine glückliche 300%-Gesellschaft.