09 Dez 2020

China baut eine Schweinefarm und alle regen sich auf

84.000 Sauen im geschlossenen System sind eine Menge, eine riesige Menge. Der Muyuan-Konzern baut eine Schweinefarm in dieser bisher unbekannten Größenordnung. Reuters berichtet darüber und ruck-zuck gibt es die üblichen Kommentare: Was hat das mit Tierwohl zu tun? Schlimmste Massentierhaltung! Gülleflut! Erstaunlicherweise kommentieren auch Landwirte ganz ähnlich, vermuten (obwohl der Bau noch gar nicht abgeschlossen ist) schlimme Zustände und unlösbare Probleme.

Den Artikel bis zum Ende gelesen hat aber wohl kaum jemand. Denn dort werden einige Fragen beantwortet und etliche Knackpunkte angesprochen. Aber zahlreiche Kommentatoren gehen offensichtlich davon aus, dass die Chinesen grundsätzlich unfähig sind. Dabei weiß keiner, wie es im Inneren der Ställe aussieht; Reuters durfte, wegen der Biosicherheit, nicht hineinschauen.

Wir wissen auch nicht wer die Anlage geplant hat. Waren am Ende vielleicht sogar Experten am Werk? Was wir lesen können ist, dass es „intelligente Fütterungssysteme“ gibt, Reinigungsroboter und Infrarot-Kameras, um die Körpertemperatur der Sauen zu überwachen. Dass Futtergetreide sterilisiert wird, bevor es in der eigenen Futtermühle verarbeitet wird. Denn, so steht zu lesen, China hat nach dem ASP-Ausbruch eine neue Seuchenschutzverordnung erlassen, deren Umsetzung kleine Produzenten vor große finanzielle Probleme stellt.

Über die investierten Summen erfahren wir leider nichts. Allerdings wurden in einem kürzlich fertiggestellten „Schweinehochhaus“ in Yangxiang (dessen Bau auch schon für Aufregung sorgte) € 2.000, – pro Sauenplatz ausgegeben. Das ist nicht wirklich wenig und für China erst recht nicht.

Dort wird übrigens auch die Gülle separiert, der flüssige Anteil über den umliegenden Wäldern versprüht und die Feststoffe an benachbarte Ackerbaubetriebe als Dünger verkauft werden.

Mit die spannendste Frage bei der Muyuan-Anlage ist aber: wo kommen all die qualifizierten Arbeitskräfte her, um 84.000 Sauen samt Nachkommenschaft zu betreuen? Die Homepage des Konzerns verweist hier auf eine Veranstaltung am 25. Oktober, bei der 10.000 Armee-Veteranen angeworben werden sollten. Und das ist tatsächlich ein spannendes Konzept!

PS: Der größte Betrieb, den ich bisher besucht habe, hatte 6.500 Sauenplätze. Und stand exakt vor denselben Herausforderungen wie einer mit 65. Vielleicht hören wir in Zukunft ja noch mehr aus China.

Link zur Reuters-Meldung
Link zum Schweinehochhaus
Link zur Muyuan-Homepage (Google-Übersetzung wählen)

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