Über Jahrzehnte engagierte sich Jörg Hartung erfolgreich für den Tierschutz und in der nationalen und internationalen Gremienarbeit. Außerdem setzt er sich für den internationalen Austausch ein. Für sein erfolgreiches Wirken überreichte ihm Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs gestern Abend eine der höchsten deutschen Auszeichnungen.
Professor Dr. Dr. h. c. mult. Jörg Hartung setzte sich in Forschung und Lehre über 40 Jahre für die tier- und umweltgerechte Haltung von Tieren ein. Er leitete 20 Jahre das Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), war auf europäischer und Bundesebene in zahlreichen Gremien aktiv und pflegt bis heute zahlreiche internationale Beziehungen. In den vergangenen Jahren war er beispielsweise wiederholt über längere Zeiträume in Brasilien und engagiert sich dort für den Tierschutz. So lehrt er beispielsweise regelmäßig an der Fakultät für Veterinärmedizin und Tierwissenschaften der Universität in São Paulo, koordiniert ein Kooperationsprojekt zum Tierschutzrecht, gestaltete einen brasilianisch-deutschen Tierschutzkongress und veröffentlichte Bücher über Tierschutz in Brasilien.
„Prof. Hartung engagiert sich seit Jahrzehnten in unterschiedlichsten Bereichen. Mit seinen bemerkenswerten Forschungen trug er erheblich zu unserem heutigen Verständnis von Tierschutz bei. Sein weltoffener Geist dachte er dabei stets weit über die Grenzen Niedersachsens und Deutschlands hinaus. Unter großem persönlichen Einsatz bringt er seine unschätzbare Expertise in Brasilien ein – eines der größten Agrarländer der Welt – und hat sich um den Tierschutz vor Ort verdient gemacht“, sagte Minister Falko Mohrs in seiner Laudatio. „Und fast nebenbei trägt er als Obmann der Landmannschaft Westpreußen in Niedersachsen zur weiteren Aussöhnung mit unseren polnischen Nachbarn bei. Kurzum: Prof. Hartung ist ein Glücksfall für Niedersachsen, Deutschland und seine internationalen Beziehungen.“
Professor Hartung ging während seiner wissenschaftlichen Karriere Faktoren auf den Grund, die das Wohlbefinden und die Gesundheit von Nutztieren nachteilig beeinflussen können. Dazu zählen chemische, physikalische und biologische Faktoren genauso wie die Haltungsbedingungen der Tiere. Das Ziel seiner Arbeiten war es, negative Umwelteinflüsse auf landwirtschaftliche Nutztiere frühzeitig zu erkennen, um Krankheiten vorzubeugen und ihre Haltungsbedingungen zu verbessern. Die Beschäftigten landwirtschaftlicher Betriebe profitieren von seinen Erkenntnissen zu Mikroorganismen, Staub und Bioaerosolen in der Stallluft, da sie die Arbeitsbedingungen verbesserten.
Werdegang
Nach seinem Tiermedizinstudium an der FU Berlin war Jörg Hartung zunächst am dortigen Institut für Mikrobiologie tätig und wechselte anschließend als Oberassistent an die TiHo. Er promovierte und habilitierte sich in Hannover und wechselte, nachdem er einige Jahre als Wissenschaftler an der TiHo gearbeitet hatte, als Abteilungsleiter an das des Silsoe Research Institute in Bedfordshire in Großbritannien. Im Jahr 1993 nahm er den Ruf auf die C4-Professur an der TiHo an. Es folgten zahlreiche Arbeiten und Tätigkeiten im In- und Ausland, unter anderem für die EU-Kommission, die FAO oder die Weltorganisation für Tiergesundheit OIE. Er war in zahlreichen Gremien aktiv und gehörte beispielsweise der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) an, war Präsident der International Society for Animal Hygiene und Vorsitzender der Tierschutzkommission des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL). Zudem engagierte er sich viele Jahre im Senat und den Fachkommissionen in der TiHo. Das BMEL ehrte ihn für seine Verdienste im Jahr 2020 mit Professor-Niklas-Medaille. Die Fakultät für Veterinärmedizin und Tierwissenschaften der Universität São Paulo in Brasilien, die Swedish University of Agricultural Sciences in Uppsala und die Naturwissenschaftliche Universität Breslau verliehen ihm jeweils einen Ehrendoktor.
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
Das „Verdienstkreuz am Bande“ ist die zweite von acht Stufen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1951 von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftet, würdigt der Orden besondere Verdienste um das Gemeinwohl. Er wird für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen. In der Regel wird der Verdienstorden nicht vom Bundespräsidenten selbst, sondern von den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder, Landes- oder Bundesministerinnen und -ministern, Regierungspräsidentinnen und -präsidenten oder Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ausgehändigt.
Video-Interview mit Prof. Hartung: Nutztierhaltung gestern und heute (und morgen)