21 Mrz 2018

Breites Aktionsbündnis für nachhaltige Nährstoffkreislaufwirtschaft

Zu einem einzigartigen Bündnis haben sich, auf Initiative des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (AEF), mehrere Akteure aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft im Oldenburger Münsterland, der Politik und Verwaltung auf Landes- und Kreisebene zusammengefunden, um die Nährstoffproblematik des Oldenburger Münsterlandes durchgreifend zu lösen.

Die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer nachhaltigen Nährstoffkreislaufwirtschaft ist angesichts des eindeutigen Faktenmaterials aus den bisher veröffentlichten Nährstoffberichten des Landes Niedersachsen unbestritten. Zu den ohnehin schon in die Ackerbauregionen exportierten Gülle- und Gärrestemengen von 3 Mio. Tonnen müssen nach neuesten Berechnungen zusätzlich noch bis zu 1,4 Mio. Tonnen aus der Region verbracht werden.

Für den notwendigen Transformationsprozess gibt es keine Patentlösungen, sondern nur regionale und einzelbetriebliche Lösungskonzepte, die aus einem Bündel von Maßnahmen bestehen, so der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (AEF), Uwe Bartels.

Deshalb hat das AEF mit seinen Partnern aus dem Oldenburger Münsterland ein Gesamtkonzept zur Bewältigung der Herausforderungen erarbeitet. „Nur gemeinsam ist eine nach-haltige Nährstoffkreislaufwirtschaft und die Lösung von Umweltproblemen unter Beibehaltung der wirtschaftlichen Stärke der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen erreichbar“, stellte Bartels fest.

Bündnispartner sind die Kreislandvolkverbände aus den Landkreisen Cloppenburg und Vechta, die Futtermittelunternehmen, die Lohnunternehmer, der Oldenburg-Ostfriesische Wasser-verband (OOWV) als größter Wasserversorger im Nordwesten, die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), die Landkreise Cloppenburg und Vechta, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die Düngebehörde. Sie alle haben sich für ihren Wirkungsbereich bereit erklärt, an der Bewältigung dieser Herausforderung mitzuarbeiten.

„Der Masterplan ist ein wichtiges Signal aus der Region, um sich den Herausforderungen, die sich aus der DüngeVO ergeben, anzunehmen“, so Kreislandvolkvorsitzender Dr. Johannes Wilking aus Vechta.

Verständigt haben sich die Akteure auch auf einen Katalog von konkreten Erwartungen an die Landesregierung Niedersachsens. Das betrifft die Förderung der Praxiseinführung von Schnell-bestimmungsverfahren von Nährstoffgehalten in Wirtschaftsdüngern, die Förderung und baurechtliche Prüfung zur Schaffung von Lagerraum in abgebenden und aufnehmenden Regionen, einschließlich des Baus von Gemeinschaftsbehältern (Förderprogramm Behälterbau). Ebenfalls erwarten die Partner die Förderung emissionsarmer Ausbringungstechnologien für Wirtschaftsdünger sowie die Technologieförderung für neue Verfahren der Aufbereitung von Wirtschaftsdüngern und Gärresten. Gewünscht ist auch der Aufbau einer effektiven und risikoorientierten Überwachung des Düngerechts gemäß § 13 der Düngeverordnung.

„Wir erwarten von den jeweils zuständigen Behörden und Institutionen, dass die aufgezeigten bürokratischen Hemmnisse zur Umsetzung dieses Planes zügig beseitigt werden. Das betrifft vor allem das Baurecht, aber auch förderrechtliche Aspekte“, appelliert Hubertus Berges, Vor-sitzender des Kreislandvolkverbandes Cloppenburg.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen soll Machbarkeitsstudien zur Einführung von mobilen, semizentralen und zentralen Aufbereitungsverfahren in den Veredlungsregionen durchführen und Pilotanlagen fachlich begleiten.

Die Landkreise Cloppenburg und Vechta wollen u. a. die Wasserqualität der öffentlichen Brunnen und Hausbrunnen dokumentieren, das Messnetz ggf. ausweiten und jährlich Berichte veröffentlichen.

Die Lohnunternehmen verpflichten sich, sämtliche gesetzliche und freiwillig vereinbarte Anforderungen, wie Gütestandards und die Einhaltung von Lieferfristen, die für den Transport von Wirtschaftsdünger gelten, einzuhalten. Der angelieferte Wirtschaftsdünger muss nach dem Stand der Technik hinsichtlich seines Nährstoffgehaltes durch Schnellbestimmungsverfahren analysiert werden bevor er mit emissionsarmer und bodenschonender Ausbringungstechnik eingearbeitet wird.

Die Landwirte werden je nach betrieblicher Situation aus den Möglichkeiten einer Reduzierung des Nährstoffanfalls auswählen, wie z. B. durch den Einsatz von N- und P-reduziertem Futter oder einer Beteiligung an der Initiative Tierwohl mit einer Abstockung des Tierbestandes. Zudem auf den Mineraldüngereinsatz, wo immer es möglich ist, zu verzichten und die Unterfußdüngung mit Wirtschaftsdünger vorzunehmen. Ausreichender Lagerraum für Güllen und Gärresten ist zu schaffen.

Die Futtermittelunternehmen optimieren die bedarfsgerechte Fütterung für alle Tierarten und Genetiken in verschiedenen Haltungssystemen mit dem Ziel, Tiergesundheit und Nährstoffeffizienz weiter zu verbessern.

Gleichzeitig werden die ISN, die beiden Kreislandvolkverbände Cloppenburg und Vechta, das AEF und die Landwirtschaftskammer mit einem einzigartigen Projekt in den nächsten 1000 Tagen starten: ein Praktikernetzwerk „Wirtschaftsdünger“ unter Beteiligung von 30 landwirtschaftlichen Betrieben wird eingerichtet, das in den Hot-Spots der Tierhaltung zentrale und dezentrale Verfahren zur Aufbereitung von Wirtschaftsdünger erprobt.

„Zentrales Ziel des „Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger“ ist es, kurzfristig einen wesentlichen Baustein zur Schließung von Lücken überregionaler Nährstoffkreisläufe zu liefern. Es geht darum, den „letzten Meter“ bis zur Praxisumsetzung zu schaffen. Konkret bedeutet das, im Rahmen von unterschiedlich strukturierten landwirtschaftlichen Praxisbetrieben in der Modellregion Oldenburger Münsterland verschiedene Aufbereitungsverfahren für Wirtschaftsdünger umzusetzen, zu testen und zu bewerten und in Empfehlungen einfließen zu lassen. Wesentlicher Bestandteil des „Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger“ ist zudem die Vernetzung der beteiligten Landwirte, Berater, Anlagenhersteller sowie Behörden.“, so Heinrich Dierkes, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN).

Quelle: Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland e.V.

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