04 Apr 2019

BfR: Neue Meta-Analyse zu glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln ändert die Bewertung des Wirkstoffs nicht

Glyphosat ist bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung nicht krebserzeugend. Das ergab die umfassende Bewertung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und zahlreicher anderer nationaler und internationaler Behörden. Auch eine neue Meta-Analyse, in der bereits veröffentlichte Studien zusammenfassend ausgewertet wurden, ändert diese Einschätzung des BfR nicht.

In der Meta-Analyse gingen Luoping Zhang, Universität von Kalifornien in Berkeley, und ihr Team der Frage nach, ob Personen, die glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel einsetzten (wie Landwirte oder Gärtner), ein erhöhtes Risiko hatten an Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) zu erkranken, einer Form von Lymphknotenkrebs. Die Wissenschaftlerinnen werteten dazu aktualisierte Daten der „Agricultural Health Study“ (AHS), einer großen Kohortenstudie, sowie von fünf Fall-Kontroll-Studien aus.

Die Analyse der Forscherinnen ergab, dass Personen, die glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln am stärksten ausgesetzt waren, häufiger an einem NHL erkrankten als Personen, die weniger oder nicht exponiert waren. Dieses Ergebnis wird aus Sicht der Autorinnen durch frühere Tierversuche sowie durch „mechanistische“ Studien gestützt, in denen nach Ursachen geforscht wird. Es gebe demnach eine „überzeugende“ Verknüpfung zwischen der Aufnahme glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel und einem erhöhten Risiko für NHL.

Das BfR ist anderer Ansicht. Die Meta-Analyse mit dem Bezug auf glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel ist wissenschaftlich zwar interessant, aber mit großer Unsicherheit behaftet: In den Untersuchungen konnte nicht hinreichend genau ermittelt werden, wieviel Glyphosat die Studienteilnehmer tatsächlich ausgesetzt waren. Berücksichtigt werden sollte auch, dass nach jetzigem Kenntnisstand Landwirte in den USA stärker mit glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kommen können (etwa, weil größere Flächen behandelt werden oder mit dem Flugzeug gesprüht wird).

Einige der von Zhang und Kolleginnen verwendeten Fall-Kontroll-Studien haben eine Erhöhung des NHL-Risikos gefunden. Diese Untersuchungen sind jedoch für die Bewertung des Wirkstoffs Glyphosat nur sehr eingeschränkt in Betracht zu ziehen, da nicht zwischen Glyphosat und den unterschiedlichen in den ausgebrachten Produkten enthaltenen Beistoffen unterschieden werden kann. Zudem wurde in einigen Studien nicht ausreichend berücksichtigt, dass die Landwirte möglicherweise weiteren Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt waren.

Auch wenn ein schwacher Zusammenhang zwischen der Aufnahme von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln und dem Risiko für NHL durch die Meta-Analyse dargelegt wird, ist dieses Ergebnis mit erheblichen Unsicherheiten in den entsprechenden Untersuchungen verbunden. Aus Sicht des BfR ist bei Gesamtbetrachtung aller Erkenntnisse ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Exposition (dem Kontakt) mit dem Wirkstoff Glyphosat und dem Auftreten eines NHL daher nach wie vor nicht belegt.

Die vollständige Stellungnahme finden Sie hier.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

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