12 Mai 2017

Karriere-Schnelltest: Hast du das Zeug zum „Panorama“-Redakteur?

Beantworte fünf Fragen und finde heraus, wie weit du es als Journalist bringen kannst. Für jede Frage werden drei Antwortmöglichkeiten a), b) und c) angeboten. Entscheide dich für jeweils eine Antwort.

Frage 1
Du erhältst eine Pressemitteilung von Greenpeace über Massentierhaltung. Was machst du damit?

a) Ich kopiere sie in mein Textverarbeitungs-Programm, formuliere aber ein paar Sätze um. Der Journalist bin schließlich ich.

b) Ich schaue auf der Homepage von Foodwatch und BUND, ob es dort zusätzliche Informationen gibt.

c) Ich lege die Pressemitteilung auf den Stapel „NGO“ und zitiere vielleicht daraus, wenn ich mit der Recherche für meinen Artikel über Nutztierhaltung soweit fertig bin.

Frage 2
Dein Chef meint du solltest für die Wochenend-Ausgabe was „über diese Bauern schreiben, die dauernd irgendwas verspritzen. Aber mit einer schmissigen Headline!“ Deine Überschrift lautet:

a) Monsatans Ackergift: Wann kommt der stumme Frühling?

b) Problematische Pestizide = prächtige Profite

c) Pflanzenschutz – Annäherung an ein komplexes Thema

Frage 3
Die drei größten Konkurrenzblätter bringen Artikel über multiresistente Keime. Damit kennst du dich natürlich auch aus und beschließt, statt eines Artikels lieber gleich einen Kommentar zu verfassen. Die „Take-Home-Message“ darin lautet:

a) Jedes Jahr sterben in Deutschland 50.000 Menschen an Killerkeimen aus der Massentierhaltung.

b) Die Bedrohung durch multiresistente Keime wächst von Jahr zu Jahr. Insbesondere die industrielle Nutztierhaltung trägt zur Verschärfung der Probleme bei.

c) Fachleute aus Human- und Veterinärmedizin suchen gemeinsam nach Wegen zur Bekämpfung multiresistenter Keime. Die „One-Health“-Initiative ist auf dem richtigen Weg.

Frage 4
Als Fernsehjournalist bereitest du einen Beitrag über Fleisch-Label vor, für den du noch einen O-Ton des Bundeslandwirtschaftsministers brauchst. Wie gehst du vor?

a) Ich besorge mir den Tagesplan des Ministers, passe ihn vor jedem seiner sieben Termine auf der Straße ab und stelle ihm, bei laufender Kamera, immer wieder die gleiche Frage. Wenn er schließlich eine patzige Antwort gibt, ist der passende „Sound-Bite“ im Kasten.

b) Ich frage im Ministerium nach einem Interview-Termin am gleichen Tag, obwohl klar ist, dass so etwas nie klappt. Aber ich komme natürlich eine schriftlichen Antwort. Im Beitrag weise ich selbstverständlich darauf hin, dass „der Minister nur zu einer Stellungnahme vor der Kamera nicht bereit“ war.

c) Nach diversen Hintergrundgesprächen mit Fachleuten, führe ich ein ausführliches Interview mit dem Minister. Die Kernpunkte kommen ein meinen Beitrag und das komplette Gespräch in die Mediathek.

Frage 5
Für die monatliche Beilage „Health, Food & Happy Living“ sollst du eine Buchbesprechung zum Thema „Fleisch“ liefern. Wie gehst du vor?

a) Ich nehme den Tipp von Foodwatch und mische den Klappentext mit den Pressestimmen von der Verlags-Website.

b) Ich fordere ein kostenloses Besprechungsexemplar an und zitiere aus dem beiliegenden Pressetext, dem Vorwort und dem Inhaltsverzeichnis.

c) Ich lese Ulrike Weilers Buch „Fleisch essen?“ von vorne bis hinten und schreibe etwas darüber.

Auswertung
Für jedes a) erhältst du einen Punkt, für jedes b) zwei und für jedes c) drei Punkte. Addiere so deine Punkte (d. h. zusammenzählen). Je nach erreichter Punktzahl bekommst du eine individuelle Karriere-Prognose.

Bis 5 Punkte: Deine Beiträge liegen voll im Trend. Und – mindestens ebenso wichtig – dein Zeit-Management ist hervorragend! Du kommst mit jedem Thema fix zurecht und hast das Zeug zum Chefredakteur!

6 bis 10 Punkte: Du verstehst die Grundzüge des Handwerks und der Recherche. Beim Zeit-Management besteht allerdings noch Optimierungsbedarf. Eine Stelle als Ressortleiter sollte mittelfristig in Reichweite sein.

11 bis 15 Punkte: Deine Arbeitseinstellung passt nicht zur schnelllebigen Medien-Branche. Insbesondere dein Zeitmanagement ist katastrophal! Würden alle einen derartigen Aufwand betreiben, käme so wenig Text zusammen, dass die Bilder dreimal so groß ausfallen müssten. Aber wir sind halt nicht alle „Gala“! Versuch dein Glück lieber in einer anderen Branche. Was mit Landwirtschaft vielleicht?

Anmerkung der Redaktion
Auch wir hätten gerne ein lustiges Online-Spiel programmiert, „das darauf aufmerksam macht, wie sich viele Journalisten notgedrungen aufgrund des Markt-Drucks zwischen Qualität und finanziellem Überleben entscheiden müssen – ohne dies zu wollen“, wie es „Panorama“ so unnachahmlich formuliert. Die Programmierkosten sind aber einfach zu hoch. Und wenn uns nicht noch ein Gebührenmodell einfällt, werden wir auch in Zukunft auf solche Finessen leider verzichten müssen.

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