01 Jun 2017

Drei Jahre Stallbesuch

Heute vor drei Jahren ging stallbesuch.de an den Start. Ein guter Anlass für eine Zwischenbilanz, denn es kam vieles anders als gedacht. Grundidee der Website war (und ist), Laien die unterschiedlichen Formen der Nutztierhaltu8ng zu zeigen. Oder besser zeigen zu lassen, denn die Landwirte selbst führen ja durch ihre Betriebe.

Anhand der Videoabrufe lässt sich leicht ermitteln, was die meisten Zuschauer interessiert. Und da gibt es einige Überraschungen: Bio läuft gut, steht aber nicht an der Spitze. Ferkel, Kälber und Kinder sind süß, aber auf Platz 1 steht die Bullenmast bei einem unrasierten Bauern.

Bei den Tierarten führen Kühe mit deutlichem Abstand, dann kommen die Schweine und ganz am Schluss, noch hinter den Ziegen, das Geflügel. Bedenkt man, dass es sehr wenige Filmaufnahmen z. B. aus Putenställen oder von Legehennen gibt und doch so heftig übers Geflügel diskutiert wird, ist das eigentlich erstaunlich.

Die meisten Abrufe generiert nicht die Website selbst, sondern der YouTube-Kanal und dessen Suchfunktion. Der Kanal hat auch Videos im Angebot zu Hunden, Katzen und Pferden, über die eine erhebliche Menge Zuschauer auch zu den Beiträgen über Nutztiere geführt werden. Das war so geplant und klappt sogar.

Weniger gut funktioniert es mit einer Hauptzielgruppe: den Journalisten. In den vergangenen drei Jahren gab es Kontakte zu einigen Dutzend Redakteuren von Printmedien, TV und Funk dazu noch etlichen Freischaffenden. Die eine Hälfte bekam Informationen als Reaktion auf gedruckte und gesendete Beiträge, die andere Hälfte kam von alleine zur Recherche.

Die Vertreter der ersten Gruppe waren mehrheitlich schwer zu überzeugen. Die meisten wussten einfach schon bestens Bescheid, getreu der Devise: a) wo Stroh ist, ist auch Tierwohl und b) Tiere gehören auf die Weide. Ob Kuh, Schwein, Huhn – zur Not auch ein Delfin – Hauptsache der Hintergrund ist grün. Mit ihnen bleibt es wohl auch zukünftig eher schwierig.

Die zweite Gruppe wollte immer das Gleiche: Kontakte. Wahlweise suchten sie „einen tollen Biobauern“ oder „einen Kälber-Turbomäster“. Gerne wollten sie auch in einem von den „Mega-Hühnerställen“ filmen. Die Biobauern waren auch gerne bereit Besuch zu empfangen, Vertreter der „industriellen Landwirtschaft“ komischerweise öfter mal nicht.

Ausnahmsweise wurde auch nach Experten gefragt, aber wirklich ganz selten. Auch hier fast immer das gleiche Bild: der Bioberater tauchte später im Film auf, die Fütterungs-Koryphäe von der TiHo wurde dagegen durch einen Tierarzt aus Knitter an der Knatter und einen paranoide Dänen ersetzt. Die passten einfach besser zur Geschichte (und die war schließlich schon vor Drehbeginn geschrieben).

Der Vollständigkeit halber ist jedoch zu sagen, es gibt auch noch Journalisten der dritten Art, die sich um Fakten und Verständnis bemühen. So zwei bis drei sind es bestimmt gewesen.

Ja, und dann wäre da noch eine Gruppe, die eher weniger zuschaut: die Landwirte. Dabei gäbe es für Praktiker durchaus einiges zu entdecken, denn buchstäblich kein Bauer arbeitet wie sein Nachbar und jeder hat ganz eigene Ideen. Aber, wer weiß, vielleicht knacken wir in weiteren drei Jahren diese und am Ende auch noch die schwierigste Zielgruppe von allen: unsere Lehrer.

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